Klinikum Kulmbach veranstaltet 2025 wieder Wundsymposium

Die Zeit heilt nicht alle Wunden!
Chronische Wunden nehmen aufgrund des demografischen Wandels weiter zu. Sie sind in der Versorgung sehr aufwendig und binden erhebliche Ressourcen. Die Komplexität der Behandlung dieser Wunden resultiert daraus, dass sie ein Symptom einer oder mehrerer Grunderkrankungen darstellen, die für eine erfolgreiche Wundtherapie ebenfalls behandelt werden müssen. Dadurch sind letztendlich alle Fachdisziplinen direkt oder indirekt an der Versorgung der chronischen Wunde beteiligt.

Der effiziente Umgang mit diesen Wunden ist sowohl in klinischen Einrichtungen, in Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und in den Arztpraxen ein wichtiges Thema mit zunehmender Bedeutung für Ärzte aller Fachrichtungen, Pflegekräfte, medizinische Fachangestellte u.v.m. Mit dem Ziel eines möglichst optimalen Therapieregimes bevorzugen wir die interdisziplinäre, strukturübergreifende und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit mit Ihnen.

Das Wundsymposium richtet sich an Wundmanager, Ärzte, Pflegekräfte, medizinische Fachangestellte und alle anderen Berufsgruppen, die in die professionelle Versorgung von Wunden involviert sind.

Weitere Infos und Anmeldung unter:

www.klinikum-kulmbach.de/leistungsspektrum/spalte-1/klinikum-kulmbach/klinik-fuer-plastische-und-handchirurgie/wundsymposium.html

Die Rolle von Hyaluronsäure in der Wundheilung

Bildquelle: Beyerlein Ronald

Was ist die Hyaluronsäure?

Hyaluronsäure ist ein saures, hochvisköses, stark wasserbindendes Glykosaminoglykane (GAG) aus 1,4-verknüpften Hyalobiuronsäure-Einheiten (beta-Glucuronido-N-acetylglucosamin). Sie kommt im Organismus in der Grundsubstanz des Bindegewebes, in der Gelenkschmiere, Nabelschnur, Haut und im Glaskörper des Auges vor. Ihre Abbau erfolgt durch die Hyaluronidase, beta-Glucuronidase und N-Acetylglucosaminidase. Primäre reguliert die Hyaluronsäure die Zellpermeabilität, verhindert das Eindringen infektiöser Keime und ist selbst eine Gleitsubstanz.

Eigenschaften der Hyaluronsäure:

  1. Feuchtigkeitsspeicherung: Hyaluronsäure hat eine außergewöhnliche Fähigkeit, große Mengen an Wasser zu binden. Diese Eigenschaft trägt zur Aufrechterhaltung einer optimalen Feuchtigkeitsbalance in der Wunde bei. Die angemessene Feuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle für das Zellwachstum und die Zellmigration, die für eine effektive Wundheilung erforderlich sind.
  2. Förderung der Zellmigration und -proliferation: Hyaluronsäure interagiert mit spezifischen Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen und fördert dadurch deren Bewegung zur Wundstelle. Darüber hinaus kann sie das Zellwachstum stimulieren, was zu einer beschleunigten Heilung beiträgt.
  3. Entzündungshemmung: Hyaluronsäure besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, da sie die Freisetzung von entzündungsfördernden Molekülen reduzieren kann. Eine übermäßige Entzündungsreaktion kann die Wundheilung verlangsamen, daher kann die entzündungshemmende Wirkung von Hyaluronsäure die Heilungszeit verkürzen.
  4. Gewebsregeneration und Narbenbildung: Hyaluronsäure fördert die Produktion von Kollagen, einem Hauptbestandteil der extrazellulären Matrix. Dies unterstützt die Bildung von neuem Gewebe in der Wunde und kann helfen, die Bildung von überschüssigem Narbengewebe zu reduzieren.

Aufgrund dieser positiven Eigenschaften wird Hyaluronsäure häufig in der Wundbehandlung eingesetzt. Es gibt verschiedene Formen von Hyaluronsäure-Produkten, wie Gele, Salben oder Sprays, die direkt auf die Wunde aufgetragen werden können, um die Heilung zu unterstützen. In einigen Fällen kann auch die Injektion von Hyaluronsäure in die Wunde erwogen werden, um die Wundheilung zu fördern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Anwendung von Hyaluronsäure in der Wundbehandlung von verschiedenen Faktoren abhängt und immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen sollte.

Quellen:

Vita4derm

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Eine aus 18 Studien zusammengefasste Metaanalyse zeigte, dass bis zu 83% der älteren Menschen in Institutionen subnormale Ernährungsparameter haben.
Um einer Mangelernährung vorzubeugen, sollte eine energiereiche Kost mit hoher Nährstoffdichte zu sich genommen werden. Dabei sollte auf eine abwechslungsreiche Kostzusammenstellung aus Milch und Milchprodukten, Gemüse, Obst, Vollkornprodukten sowie Fisch und Fleisch geachtet werden. Wenn keine umfassende Versorgung mit allen benötigten Nährstoffen über die Nahrung stattfindet, kann mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützt werden.
Eine Einnahme sollte zuvor mit dem Arzt besprochen werden.

www.vita4derm.de

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Zertifizierung als Anbieter zur ZUSATZQUALIFIZIERUNG LAUT HKP-RICHTLINIE

Seit dem 01.02.2023 ist die Pflege- und Wundberatung nun auch offziell zertifizierter Anbieter des Fortbildungsseminar “ Modul 1 Fachtherapeut Wunde ICW®“ und kann somit die Qualifikation zur Umsetzung der HKP Richtlinie zur Versorgung von schwer heilenden und chronischen Wunden anbieten.

Das Seminar Fachtherapeut Wunde ICW® befähigt Wundexperten, über ihre bisherigen Kompetenzen hinaus, die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden zu übernehmen. Es fokussiert die krankheitsspezifische Versorgung Betroffener und die Prävention von Wunden in ambulanten sowie stationären Bereich. Die Fortbildung zielt außerdem darauf ab, die Organisation einer wundversorgenden
Einheit zu gestalten sowie die kommunikativen Kompetenzen in der Patienteninteraktion auszubauen.
Ergänzend werden die erforderlichen Fähigkeiten zur Netzwerkkoordination entwickelt.

Das Seminar orientiert sich an den Prinzipien der Erwachsenenbildung. Es zielt dabei auf die Entwicklung der beruflichen Handlungskompetenz ab. Um dieses Ziel zu erreichen, kommen Methoden aus der Handlungs- und Problem- bzw. Fallorientierung zur Anwendung, wodurch ein enger Theorie-Praxis-Bezug hergestellt wird. Die Unterrichte sind praxisorientiert aufgebaut und beinhalten zahlreiche Übungssequenzen. Im Seminarverlauf erlernen die Teilnehmer mittels der erworbenen Fachkenntnisse am Beispiel von konkreten Fällen, Problemlösungsprozesse zu initiieren.

Wir freuen uns das wir folgende Referenten für die Umsetzung gewinnen konnten und haben mit der Planung eines Seminares begonnen.

Gardill Daniel, Facharzt für Anästhesie, Oberarzt operative Intensivstation Klinikum Kulmbach
Finzel Roswitha, ZWM®-Zertifizierte Wundmanagerin, Wundmanagement Klinikum Bamberg
Haueißen Saskia, Pflegedienstleitung, DIMACare gGmbH Mainleus
Heybach Christopher, Geschäftsführer, DIMACare gGmbH Mainleus
Scherwitz Angela, Lehrerin für Pflegeberufe, Berufsfachschule für Pflege am Klinikum Kulmbach
Dr. Schneider Tatiana PhD, Fachärztin für plastische Chirurgie, Oberärztin plastische Chirurgie Klinikum Kulmbach

Fortbildung zum Wundexperten ICW pünktlich zum 1. Advent abgeschlossen.

Pünktlich, einen Tag vor dem ersten Advent haben die beiden Kurse 2022-W-166 und 2022-W-259 den theoretischen Teil der Fortbildung zum Wundexperten®ICW mit der theoretischen Prüfung abgeschlossen.

Kurs 2022-W-166 Mainleus
Kurs 2022-W-259 Baiersdorf

Nach den beiden Monaten Oktober und November in denen die 29 Teilnehmer sich neben Anatomie und Krankheitslehre auch mit Lebensqualität und Paragraphen auseinandersetzen mussten, wartet nun nach der Weihnachtszeit die praktische Umsetzung der Theorie auf die Lehrgangsteilnehmer. Hier heißt es das Erlernte während eines Praktikums in der Praxis anzuwenden und zu vertiefen.

Anschliessend erfolgt der zweite Teil der Prüfung, das heißt die Absolventen des Kurses müssen das Erlernte anhand eines Fallbeispieles aus dem Praxiseinsatzes, mittels einer Hausarbeit nochmal der Prüfungskomission darlegen. Diese freut sich schon auf fachliche Therapiekonzepte sowie durchgeführte Edukationsmaßnahmen und Evaluationen.

Weltweiter Antidekubitustag 17.11.2022

Definition:
Die effektive Prävention von Dekubitus ist eine Kernaufgabe in der Pflege. Dekubitus gehen für
die Betroffenen mit schwerwiegenden Einschränkungen der Gesundheit und der Lebensqualität
einher, weshalb ihrer Entstehung entschieden vorgebeugt werden muss. In der Literaturübersicht
zum Expertenstandard werden Dekubitus in Anlehnung an die internationale Definition der NPUAP/
EPUAP/PPPIA (2014) wie folgt definiert:

„Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, typischerweise über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder Druck in Verbindung mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind, deren Bedeutung aber noch zu klären ist“.

Quelle: DNQP, 2017, Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“, 2. Aktualisierung, Osnabrück

Die folgenden drei Patientenmerkmale stellen die wichtigste Faktoren für das Dekubitusrisiko da:

Beeinträchtigung der Mobilität

Störungen der Durchblutung

sowie beeinträchtigter Hautzustand bzw. bereits vorhandener Dekubitus

Mobilitätsbeeinträchtigungen können zu einer erhöhten und verlängerten Druck- und/oder Scherkrafteinwirkung führen und sich damit direkt auf das Dekubitusrisiko auswirken. Im Unterschied dazu beeinflussen Durchblutungsstörungen, ob peripher oder zentral, nicht direkt die Einwirkung von Druck- und Scherkräften, sondern schwächen die Gewebtoleranz gegenüber schädigenden Effekten der mechanischen Belastung und erhöhen damit indirekt das Dekubitusrisiko. Unabhängig davon führt eine lokale Ischämie ebenfalls zu Dekubitus, doch Schädigungen durch direkte Deformation weicher Gewebe sind wesentlich bedeutsamer. Ein beeinträchtigter Hautzustand oder bereits bestehender Dekubitus sind dagegen eher als globale Hinweise für ein vorliegendes Dekubitusrisiko und eine erhöhte Anfälligkeit der Haut für schädigende Effekte zu sehen. Diese Dreiteilung lässt sich als ein generelles orientierendes Rahmenmodell für die Einschätzung des Dekubitusrisikos verwenden.

Quelle: DNQP, 2017, Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“, 2. Aktualisierung, Osnabrück

Veröffentlicht in Thema

Unterdrucktherapie zur Wundversorgung

Seit dem 01.Oktober 2020 ist die Vakuumversiegelungstherapie zur ambulanten Wundbehandlung in der Regelversorgung zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung zugelassen. Aber was ist die Unterdrucktherapie überhaupt? Was sind die Vorteile? Gibt es Einschränkungen in der Anwendung? Welche Komplikationen können auftreten? Diese und noch viele weiteren Fragen werden am 16.07.2022 bei der Rezertifizierungsveranstaltung „Unterdrucktherapie zur Versorgung chronischer Wunden – Klinik versus ambulanter Bereich“ in Mainleus geklärt. Hier stelle ich eine kurze Übersicht zur Verfügung.

Zunächst benötigt man eine Therapieeinheit, im nachfolgenden Bild sind zwei Geräte der Firma 3M dargestellt.

Quelle: ©2014  KCI Licensing, Inc., LifeCell Corporation, and/or Systagenix Wound Management, Limited. All rights reserved.

Desweiteren benötigt man sogenannte Foams, welche in die Wunde eingebracht werden. Je nach Therapieziel gibt es verschiedene Arten von Foams. Einige Beispiele sind auf dem nächsten Bild dargestellt.

Quelle: ©2014  KCI Licensing, Inc., LifeCell Corporation, and/or Systagenix Wound Management, Limited. All rights reserved.

Nach dem der entsprechende Foam eingebracht worden ist, wird die Wunde okklusiv verschlossen und mittels der Therapieeinheit ein Unterdruck erzeugt. Die nachfolgende Darstellung soll die Wirkungsweise dieser Therapieart darstellen.

Quelle: ©2014  KCI Licensing, Inc., LifeCell Corporation, and/or Systagenix Wound Management, Limited. All rights reserved.

Klinikum Kulmbach startet mit Wundsymposium zurück in die Live-Kongresse

140 Ärzte und Pflegekräfte informierten sich auf Einladung des Klinikums Kulmbach in der Himmelkroner Eventarena über den aktuellen Stand der Wissenschaft im Bereich Wundversorgung.

Wie versorgt man chronisch entzündliche Wunden? Wie wird ein Dekubitus oder eine diabetisch bedingte Wunde professionell versorgt? Wie behandelt man großflächige Tumore? Um diese und weitere Themen ging es beim diesjährigen „Wundsymposium“, zu dem das Klinikum Kulmbach eingeladen hatte.

140 Ärzte  und Pflegekräfte aus dem klinischen sowie niedergelassenen Bereich nahmen an der Fortbildungsveranstaltung teil.

Unter der Leitung von Dr. Marian Maier (Leitender Arzt Plastische und Handchirurgie am Klinikum Kulmbach) und Ronald Beyerlein (Pflegetherapeut Wunde ICW) wurde das Wundsymposium bereits zum zweiten Mal veranstaltet.

Fachärzte des Klinikums Kulmbach sowie der Universitätskliniken Nürnberg, Regensburg und Göttingen gaben dabei spannende Einblicke in den aktuellen Stand der Wissenschaft rund um chronische Wunden und Wundtherapien.

Die Referenten stellten häufig vorkommende Krankheitsbilder wie etwa Genitalwunden oder chronische Wunden, hervorgerufen durch Adipositas oder Lymphkarzinome vor. Ebenso vielfältig wie die Krankheitsbilder sein können, so unterschiedlich und differenziert sind auch die Behandlungskonzepte. „Dabei kommt es nicht nur auf eine medizinisch einwandfreie Versorgung an – auch die psychologische Komponente darf nicht unbeachtet bleiben“, unterstrich Dr. Marian Maier, Mitinitiator der Veranstaltung. Chronische Wunden können für die betroffenen Patienten eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Nicht selten werden derartige Wunden – beispielsweise Genitalkarzinome – aus Scham lange Zeit geheim gehalten, was zu einer erheblichen Verschlimmerung des Krankheitsbildes und entsprechend aufwändigen operativen Eingriffen und Nachbehandlungen führen kann. „Wie in vielen anderen Bereichen ist auch hier Vorsorge entscheidend und kann eine weitgehende Ausprägung der Wunde verhindern“, so Dr. Marian Maier. Wie entsprechende Vorsorgemaßnahmen aussehen können – auch darüber wurde im Fortbildungsprogramm ausführlich gesprochen.

Im Anschluss hatten die teilnehmenden Fachkräfte Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch. Das Wundsymposium wurde durch informative Präsentationen führender europäischer Hersteller medizinischer Pflegeprodukte ergänzt, die modernstes Versorgungsmaterial vorstellten. 

Das Wundsymposium schloss für alle Teilnehmer mit einem Zertifikat und Fortbildungspunkten nach dem Fortbildungsprogramm der Bayerischen Landesärztekammer sowie Rezertifizierungspunkten der Initiative chronische Wunde e.V. (für Wundexperten ICW ®, Fachtherapeuten ICW®  und Pflegetherapeuten ICW®) ab.

Das Ambiente der Himmelkroner Eventarena überzeugte mit ansprechender Beleuchtung in den Farben des Klinikums und dem an die Wand projizierten Klinik-Logo. Auch kulinarisch war das Wundsymposium ein Highlight. Dank der Frankenfarm wurden die Teilnehmer des Kongresses mit fränkischen Schmankerln verwöhnt.

Weltweiter Antidekubitustag 19.11.2020

Quelle: wwww.icwunden.de, 12.11.2020

Der Begriff Dekubitus leitet sich vom lateinischen Wort decumbere = niederlegen ab. Dies beschreibt schon die Ursache des Problems, nämlich die nicht vorhandene Bewegung bzw. die Immobilität. Der Plural lautet ebenfalls „Dekubitus“, wird zur Unterscheidung von der Singularform allerdings mit langem „u“ gesprochen.

Quelle: Protz Kerstin, 2019, Moderne Wundversorgung, 9. Auflage, Elsevier Verlag

Entstehung – Wie entsteht ein Dekubitus?

Auf Grund der Definition ist klar, dass es sich beim Dekubitus um ein Geschehen handelt, das auf Grund von Druck und Scherkräften entsteht. Die Hauptursache für die Entstehung eines Dekubitus ist somit die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit eines Patienten. Dadurch ist es ihm nicht möglich, den Druck, der durch die Belastung des Sitzens oder Liegens innerhalb einer gewissen Zeit entsteht, durch Ausgleichsbewegungen zu verlagern.

Es ist nicht genau definiert in welchem Zeitraum ein Dekubitus entstehen kann. Die Literatur spricht von „länger andauerndem Druck“ was bedeutet, dass der Druck über mehrere Minuten bis Stunden auf das Gewebe einwirkt, ehe ein Dekubitalgeschwür auftritt.

Natürlich spielen weitere Rahmenbedingungen eine Rolle, ob es zur Entstehung eines Dekubitus kommt oder nicht und wenn ja, in welchem Ausmaß. Entscheidend sind hierbei die Beschaffenheit der Auflagefläche (Matratze, Stuhl, etc.), die Dauer der Druckeinwirkung sowie die Risikofaktoren, die der Betroffene in sich trägt (Körperbau und -gewicht, betroffene Hautstelle, Grunderkrankungen, Mobilität, …) Generell muss man sagen, dass Muskelgewebe und Muskelzellen wesentlich empfindlicher auf Druck reagieren als Hautzellen.

Die Dekubitusexperten identifizieren zwei Mechanismen, die für die Entstehung eines Dekubitus hauptverantwortlich sind. Beide sind nicht getrennt voneinander zu betrachten, sondern verstärken sich höchstwahrscheinlich gegenseitig.

1. Direkter Deformationsschaden

Wirkt Druck auf das (Muskel-) Gewebe über einen gewissen Zeitraum, verformen sich die Zellen und gehen in der Folge zu Grunde (Nekrose). Ist der Druck sehr hoch, entstehen diese Defekte bereits nach wenigen Minuten.

2. Komprimierung von Blut- und Lymphgefäßen (Okklusion):

Wirkt Druck auf das weiche Gewebe, werden die Gefäße, die es versorgen, komprimiert. Dies führt zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie zu einem fehlenden Abtransport der anfallenden Stoffwechselprodukte.Nach Entfernen des Drucks und damit der Wiederdurchblutung können durch Übersäuerung des Gewebes lokale Entzündungen auftreten. Allerdings ist bei diesem Entstehungsmechanismus die Zeitspanne bis zu einem Defekt relativ lang.


Auf Grund dieser Ausführungen kann man davon ausgehen, dass sich Dekubitalgeschwüre meist in der Muskulatur entwickeln, da die Muskelzellen sehr anfällig auf Druck reagieren. Man spricht von einer tiefen Gewebeschädigung. Das Gewebe darüber kann intakt sein.

Kleinere Gewebeschädigungen können vom Körper wieder resorbiert werden und somit abheilen, kommen aber viele Risikofaktoren zusammen und findet keine Druckentlastung statt, so kann sich der Befund zu tiefen, großflächigen Dekubitalgeschwüren unklarer Tiefe entwickeln.

Entstehungsorte – Wo entsteht ein Dekubitus ?

Ein Dekubitus entsteht bevorzugt an Körperstellen, die sich

a) durch Knochenvorsprünge und
b) geringe Abpolsterung durch Muskel- und Fettgewebe

auszeichnen.

Am häufigsten treten Druckgeschwüre in der Kreuzbeinregion, an den großen Rollhügeln (Trochanteren) und an den Fersen auf. Aber auch die Ohren, der Hinterkopf, Schulterblätter und Zehen können betroffen sein.

Quelle: www.dekubitus.de, 12.11.2020

Klassifikation Dekubitus nach NPUAP/EPUAP, 2014

Kategorie/Stadium I: Nicht wegdrückbare Er